Editorial

Stadtklima

Stadtklima

Liebe Leserin, lieber Leser,

es war eine gute Nachricht: Ende 2015 haben Vertreter von fast 200 Ländern in Paris das internationale Klimaschutzabkommen unterzeichnet. Darin wurde vereinbart, den weltweiten Temperaturanstieg gegenüber dem vorindustriellen Wert auf unter zwei Grad oder sogar auf unter 1,5 Grad zu begrenzen. Eine Erderwärmung um zwei Grad gilt unter Fachleuten als noch beherrschbar, wenn es auch verschiedene Szenarien gibt, wie sich steigende Temperaturen generell auf das globale, aber auch auf das lokale Klima tatsächlich auswirken werden. Lässt sich die Welt also doch noch retten?

Nach wie vor gibt es Kreise, die den durch Menschen verursachten Klimawandel kleinreden oder abstreiten und einfach weiter machen wollen wie bisher. Doch die Fakten lassen sich nicht so einfach unter den Tisch kehren: Nach Angaben des Weltklimarates hat sich die Erde seit Beginn systematischer Aufzeichnungen im Jahr 1880 bis 2012 um durchschnittlich 0,85 K erwärmt. Die drei wärmsten jemals gemessenen Jahrestemperaturen in Folge gab es aufsteigend in den Jahren 2014, 2015 und 2016. Selbst wenn sich alle Welt in einem Akt der Vernunft darauf verständigte, sofort drastisch weniger Treibhausgase produzieren zu wollen und die Regenwälder zu verschonen – die Veränderungen sind bereits in vollem Gange: Gletscher schmelzen ab, Meeresspiegel steigen an und extreme Wetterereignisse nehmen zu.

Die Auswirkungen des Klimawandels sind auch hierzulande deutlich spürbar: Winter sind öfter als früher nass und mild, Sommer vermehrt heiß und trocken. Unwetterlagen mit Sturm und sintflutartigen Regenfällen – sogenannte Jahrhundertregen – treten häufiger, mitunter mehrfach pro Jahr auf, mit weit reichenden Folgen für Menschen, Umwelt und Siedlungsstrukturen.

Gerade in dicht bebauten Städten mit stark versiegelten Flächen macht die steigende Sommerhitze den Menschen zu schaffen. Zwischen 2001 und 2010 ereigneten sich für mindestens 65 % der Fläche Europas die wärmsten Sommer der letzten 500 Jahre. Besonders kranke und ältere Personen leiden unter den hohen Temperaturen. Allein die Mega-Hitzewelle 2003 in Europa hat nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO etwa 70 000 zusätzliche Todesopfer gekostet. Starkregenereignisse wiederum überfordern die städtischen Infrastrukturen und verursachen hohen wirtschaftlichen Schaden.

Es reicht also nicht, darauf zu hoffen, dass das Zwei-Grad-Ziel eingehalten werden wird. Es gilt, Städte und Gemeinden an die bereits heute spürbaren klimatischen Veränderungen anzupassen. Welche Vorschläge und Pläne Wissenschaftler und Ingenieure zum Erhalt der urbanen Lebensqualität trotz der gewaltigen bevorstehenden Herausforderungen haben, lesen Sie in Heft 1|2017.

Ihre
Christine Ziegler
Redaktionsleitung