Editorial

Städte im Krisenmodus?

Städte im Krisenmodus?

Liebe Leserin, lieber Leser,

gibt es Grund zur Besorgnis? Macht Urbanisierung, macht die Konzentration von immer mehr Menschen in Städten das Leben dort zunehmend unsicher? Und: Befinden sich unsere Städte bereits im Krisenmodus?

Rein statistisch betrachtet, nimmt mit der Anzahl der Einwohner auch die Zahl der Straftaten zu. Denn ein gewisser Prozentsatz der Mitglieder einer jeden Gesellschaft weicht von der Norm menschlichen Handelns ab. Je dichter Stadträume also besiedelt sind, mit desto mehr Delikten ist logischerweise in einer Stadt zu rechnen.

Kriminelle Intentionen kommen aber nicht nur von innen. Neben den Einwohnern bevölkern tagtäglich zusätzlich Pendler und zahlreiche Besucher den städtischen Raum. Somit steigt, auch wenn die Kriminalstatistik diese Personen nicht einrechnet und in den letzten Jahren insgesamt stetig sinkende Verbrechensraten vorweist, die absolute Zahl rechtswidriger Taten in großen Städten.

Madrid, Barcelona, Paris oder London: Vor allem die Metropolen sind Ziele möglichst spektakulärer Terroranschläge. Durch die ausführliche Berichterstattung in den ­Medien entsteht der Eindruck, dass fanatischer Extremismus zunimmt und dass man sich auf städtischem Terrain vor Gewaltakten nicht mehr sicher fühlen kann. Obwohl die Gefahr, bei einem terroristischen Anschlag zu Schaden zu kommen, deutlich geringer ist als durch einen Verkehrsunfall, ist die Angst davor stark gewachsen.

Während sich die Störungen der öffentlichen Ordnung eher in sozialen Brennpunkten mit hohem Migrationsanteil konzentrieren, in abgehängten Stadtvierteln mit vielen Leerständen und verfallenden Gebäuden oder in sogenannten Angsträumen mit Vermüllung, Vandalismus und exzessivem Alkoholkonsum, ist die Bedrohung durch Terror weniger fassbar: Sie richtet sich nicht gegen den Einzelnen, sondern gegen die gesamte Gesellschaft.

Was immer die urbane Sicherheit gefährdet – menschengemacht sind die Bedrohungen allemal. Selbst extreme Naturereignisse werden erst zu Katastrophen, wenn sie auf menschliche Siedlungen treffen, viele Menschenleben kosten, reihenweise Gebäude­ und Infrastrukturen zerstören.

Damit Stadtteile nicht zu Gefahrenzonen werden und um tatsächlich eingetretene Krisen besser zu bewältigen, gilt es also, den menschlichen Faktor stärker zu gewichten. Wie Prävention, Bürgerbeteiligung und Mobilisierung freiwilligen Engagements für mehr Sicherheit und Zusammenhalt in Städten sorgen können, zeigen die spannenden Beiträge in Ausgabe 2|2019. Lesen Sie selbst.

Ihre
Christine Ziegler
Redaktionsleitung