Editorial

Städtische Ressourcen

Städtische Ressourcen

Liebe Leserin, lieber Leser,

Städte sind in vielerlei Hinsicht Großverbraucher, sie verschlingen schier endlose Mengen Energie, Wasser, Rohstoffe und Nahrungsmittel und hinterlassen als Stoffwechselprodukte dieses urbanen Metabolismus Abfälle und Emissionen in großem Stil. Die Ressourcen für den städtischen Konsum kommen meist von außerhalb des Stadtgebiets: aus dem Umland sowie aus fernen Gegenden, von den Feldern und aus Rohstoffvorkommen
der ganzen Welt. Das hat unter anderem zur Folge, dass ein großer Teil des Verkehrs durch die Transportströme zur Versorgung von Städten entsteht.

Am aktuellen Punkt der Entwicklung lässt sich nichts mehr schönreden: Der gewohnte verschwenderische Lebensstil kann kein Zukunftsmodell sein, denn die Ressourcen des Planeten Erde sind endlich. Immer mehr Verbrauch führt zwangsläufig zur Übernutzung. Und damit zu Verteilungskämpfen. Daher gibt es nur eine logische Konsequenz: Wir müssen mit dem Vorhandenen sinnvoller umgehen. Gute Ideen sind gefragt.

Eine besonders knappe und daher wertvolle Ressource in Städten sind Flächen, das zeigen fortwährend steigende Grundstückspreise. Flächen haben ja viele verschiedene Funktionen, die oftmals miteinander konkurrieren. Sie sind die Basis für die Nutzung anderer Ressourcen. Die meisten Flächen werden bisher jedoch recht eindimensional eingesetzt. Außenflächen von Gebäuden, Verkehrsflächen, städtische Brachen oder Grünflächen haben das Potenzial zu mehr als nur einer Nutzung.

Dächer und Fassaden dienen zwar primär als Gebäudehülle, können aber auch Flächen zur Energieerzeugung, zum Anbau von Obst und Gemüse und zur Stadtklimatisierung sein. Das ist längst bekannt, wird aber oft nur zögerlich umgesetzt.

Straßen schließlich haben nicht nur eine verkehrstechnische Funktion, sie sind ebenso Wirtschaftsraum, soziokultureller Treffpunkt, Schatten spendende Grünzonen und mit ihrer unterirdischen Infrastruktur Räume für den Wasserkreislauf sowie für Transport und Speicherung von Energie.

Die Transformation vom verschwenderischen Verbrauch zum nachhaltigen Gebrauch städtischer Ressourcen ist letztlich eine Frage des sinnvollen, strategisch klugen und verantwortungsvollen Umgangs mit urbanen Flächen. Die vorliegende Ausgabe 4|2020 widmet sich dieser Thematik mit Beiträgen zu Theorie und Praxis, mit unterschiedlichen Aspekten und aus verschiedenen Blickwinkeln. Lesen Sie selbst.

Ihre
Christine Ziegler
Redaktionsleitung „Transforming Cities“