Editorial

Umbau zur Stadt der Zukunft

Liebe Leserin, lieber Leser,

was macht eigentlich die Qualität einer Stadt aus? Es mag sachliche Kriterien für eine Einschätzung geben, vieles hängt aber auch vom jeweiligen persönlichen Empfinden und Erleben ab. Macht Stadtluft frei oder ist es zu laut? Hat man einen tollen Job oder
wohnt man auf viel zu engem Raum mit Blick auf die Hochbahn? Sind bestimmte Viertel nachts sicher oder gibt es zu wenige Radwege?

Auch Schönheit ist bekanntlich Geschmackssache. Architektur und Ästhetik von Gebäuden, Plätzen und Anlagen sowie historische Bedeutsamkeit und geografische Lage spielen eine wichtige Rolle bei der Qualität eines Ortes. Aber für eine gute Lebensqualität
stehen neben dem Image eben auch politische und soziale Stabilität, kulturelle Vielfalt und wirtschaftliche Prosperität. Solche „Urban Skills“ sind jedoch nicht überall gleich und gerecht verteilt. Gerade in Zeiten großer Umbrüche treten systemische
Schwachstellen besonders deutlich zu Tage. Da hilft keine noch so schicke Skyline oder architektonische Grandezza.

Im Gegenteil: Viele urbane Trends und kühnen Pläne der letzten Jahrzehnte haben den Innenstädten einen geradezu fatalen Stempel aufgedrückt. Vielleicht einmal gut gemeint, haben Ideen wie die autogerechte Stadt, die strikte Trennung der Funktionen
Wohnen, Arbeiten, Erholung und Verkehr oder die geradezu alternativlose Konsumorientierung in Fußgängerzonen und Shopping-Malls zu mehr Ungleichgewicht in städtischen Strukturen geführt. Die Pandemie hat gezeigt, wie schnell solche Konstrukte an Funktion und Wert verlieren können.

Schlimmer noch: Die Auswirkungen des Klimawandels werden die Funktionstüchtigkeit von Stadtstrukturen künftig in weitaus größerem Umfang auf die Probe stellen. Es wird nicht ausreichen, den CO2-Ausstoß sofort und drastisch zu reduzieren. Lang anhaltende Dürreperioden wechseln jetzt schon mit heftigen Unwetterlagen, die städtische Infrastrukturen schnell überfordern.

Um die Qualität von Städten zu retten, gilt es deshalb, Anpassungsstrategien zu entwickeln, die alle Aspekte urbanen Lebens gleichermaßen in Betracht ziehen – politische und wirtschaftliche ebenso wie sozio-kulturelle und umweltorientierte.

Eine große Bandbreite möglicher Strategien zeigen unsere Autoren in der vorliegenden Ausgabe 2|2021 auf. Lesen Sie selbst.

Ihre
Christine Ziegler
Redaktionsleitung „Transforming Cities“