Editorial

Urbane Kommunikation

Urbane Kommunikation

Liebe Leserin, lieber Leser,

im postindustriellen Zeitalter sind Daten der Rohstoff für viele neue Technologien und Anwendungen. Datenströme aus ganz unterschiedlichen Quellen, aus Autos, Mobilfunknetzen, Wettersensoren oder Stromzählern lassen sich sammeln, verknüpfen, auswerten und zur Basis innovativer Dienstleistungen oder Produkte machen.

Durch das Übereinanderlegen großer heterogener Datenmengen können bislang unkalkulierbare Situationen analysiert und so komplexe Infrastrukturen und Versorgungseinrichtungen ereignisnah und effizient gesteuert werden. Datenmaterial aus Fahrzeugen und Verkehrsinfrastruktur hilft dabei, Verkehrsströme zu entzerren. Unregelmäßig erzeugter Wind- oder Sonnenstrom wird dank Daten aus unzähligen Sensoren und mithilfe intelligenter Netze und Speichertechnologien zu einer festen Größe der Energiewende. Digitale Bewegungsmuster von Personen im Stadtraum erlauben Rückschlüsse auf Sicherheit oder Gefahrenlage.

Die technischen Möglichkeiten durch Digitalisierung sind enorm und wir stehen erst am Anfang einer gewaltigen digitalen Revolution. Smarte Städte, in denen Bewohner in smarten Gebäuden oder autonomen Fahrzeugen mit der ganzen Welt vernetzt leben und arbeiten, liegen im Zeitgeist. Ist doch heute schon kaum denkbar, ein paar Tage ohne moderne Kommunikationsmittel auszukommen – ohne App mit Geodaten und Restaurant-Tipps, ohne Beauty-Blogs und Likes.

Doch bei aller Begeisterung für die neuen Technologien stellt sich die Frage, ob wirklich alles, was digitalisierbar ist, auch digitalisiert werden sollte. Ob alle Daten, die sich sammeln lassen, auch gesammelt werden müssen. Was, wenn die Datenflut und die daraus gewonnenen Erkenntnisse den Bürgern über den Kopf wachsen? Wenn uns künstliche Intelligenz eines Tages, vielleicht ohne dass wir es merken, die Entscheidungen komplett abnimmt und wir uns in unserer Freiheit beschnitten fühlen?

Digitale Transformation muss deshalb mit Augenmaß stattfinden. Sie sollte nicht Selbstzweck sein, sondern Bereicherung – um beispielsweise Bürger mithilfe digitaler Werkzeuge stärker in gesellschaftlich relevante Entscheidungen einzubinden.

Die Autoren der Ausgabe 3|2017 jedenfalls nehmen das Thema „Urbane Kommunikation“ in vielen spannenden Facetten auf. Lesen Sie selbst.

Ihre
Christine Ziegler
Redaktionsleitung