Editorial

Urbane Transformation

Urbane Transformation

Liebe Leserin, lieber Leser,

Krisen gehören zum Leben, nicht erst seit der Verbreitung des Corona-Virus. Manchmal vorhersehbar, oft überraschend bringen Krisen den gewohnten Lebensalltag mit mehr oder weniger massiven Störungen aus dem Takt. Die eher leichteren Folgen der aktuellen Krise sind: eine gewisse Zeit lang nicht mehr ins Kino gehen, sich nicht mehr mit Freunden auf ein Glas Wein treffen können, keine Kontaktsportarten. Das ist zwar nicht schön, aber auch nicht wirklich dramatisch. Gefahr besteht tatsächlich erst dann, wenn eine Krise zur Katastrophe gerät. Laut Definition ist das der Fall, wenn Naturgeschehen, technische Störungen oder von Menschen verursachte Ereignisse Leben oder Gesundheit zahlreicher Menschen oder Tiere gefährden oder erhebliche Schäden an Sachwerten verursachen. Maßgebend sind also das Ausmaß der Schäden und die schiere Anzahl der Geschädigten.

Daher formten Katastrophen auch seit jeher die Geschichte von Städten. Denn je enger bebaut und je dichter besiedelt menschliche Lebensräume sind, desto empfindlicher wirken sich katastrophale Ereignisse darauf aus. Verheerende Brände, Erdbeben und Überschwemmungen oder Epidemien, gegen die es noch keine Heilmittel gab, konnten zu Zerstörung und Niedergang ganzer Städte und Regionen führen. Großenteils deshalb, weil Versorgungs- und Verwaltungsstrukturen zusammenbrachen oder weil schlichtweg nach einem Unglück nicht mehr genügend Menschen übrig waren, um das Chaos aufzuräumen. So sehen Historiker den Untergang Roms im sechsten Jahr hundert wesentlich als Folge von Vulkanausbrüchen und der sogenannten Justinianischen Pest.

So schwer das Leid für die jeweiligen Zeitgenossen auch wog: Aus schrecklichen Erfahrungen ließen sich hernach Lehren ziehen, um so gegen künftige Heimsuchungen besser gerüstet zu sein. Viele Errungenschaften wie medizinischer Fortschritt, Brandschutz oder Kanalisation beruhen auf den Erkenntnissen aus überstandener Not. Städtische Strukturen wurden immer wieder angepasst – um künftige Katastrophen zu verhindern oder zumindest ihre negativen Auswirkungen zu begrenzen. Es liegt also an uns, wie wir mit Krisen umgehen, ob wir sie überwinden werden oder auf die Katastrophe zusteuern.

Über Ideen und Projekte zu nachhaltiger urbaner Transformation lesen Sie in der Ausgabe 2|2020 mit der Option, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.

Ihre
Christine Ziegler
Redaktionsleitung „Transforming Cities“