Editorial

Urbanes Grün

Urbanes Grün

Liebe Leserin, lieber Leser,

urbanes Grün unterliegt dem Wandel: Jede Zeit hegt andere Ansprüche an die Begrünung des Stadtraums. Waren Alleen und Parks in früheren Zeiten Demonstration monarchischer Macht, entstanden Ende des 18. Jahrhunderts erste Volksparks, um der Stadtbevölkerung Orte an der frischen Luft zur Erholung und Freizeitgestaltung anzubieten.

Im Zeitalter der Motorisierung und des Wirtschaftswunders geriet pflanzliches Grün vielerorts zu pflegeleichten Mittelstreifen und Cotoneaster-Inseln, zu sorgfältig gestutzten Rasenflächen, die niemand betreten durfte. Glücklich, wer sich am Stadtrand dank Eigenheimzulage ein Haus mit eigenem Garten zulegen konnte.

Heute wird zunehmend klar, dass Bäume und Sträucher in Städten weit mehr sind als schmückendes Beiwerk. In immer dichter besiedelten Städten haben Grünflächen wesentliche Funktionen: Sie bieten den Stadtbewohnern Ausgleich bei Sport und Spiel oder neuerdings beim urbanen Gärtnern, sie dienen als Orte der Begegnung, der Bildung und Besinnung oder sie prägen das Image ganzer Stadtviertel.

In ökologischer Hinsicht sind urbane Grünflächen zusammen mit Stadtbächen und Stadtweihern – und seien sie noch so klein – Lebensbereiche verschiedener Pflanzen- und Tierpopulationen. Vormals scheue Wildtiere wie Wildgänse und Feldhasen haben inzwischen feste Reviere in unmittelbarer Menschennähe: In Beeten und an Teichen städtischer Anlagen haben sie neuen Lebensraum erobert.

Fachleute sind zudem sicher, dass sich die vermehrt spürbaren Auswirkungen des Klimawandels, wie Hitzeperioden oder Starkregenereignisse, durch mehr Grün in den
Städten lindern lassen. Pflanzen nehmen bei der Photosynthese CO2 auf und, sie kühlen ihre Umgebung durch Verdunstung. Ihre Blätter binden Feinstaub, Wurzeln und Erdreich speichern das Regenwasser.

Deshalb wird es immer wichtiger, bestehende Grünbereiche zu erhalten und neue Flächen für die Bepflanzung zu erschließen: auf Flachdächern, an Gebäudefassaden oder
im Gleisbett der Stadtbahn. Gute Ideen gibt es reichlich, wie in der Ausgabe 3|2016 von Transforming Cities zu sehen ist.

Lesen Sie selbst.

Ihre
Christine Ziegler
Redaktionsleitung