Editorial

Zu viel oder zu wenig Wasser?

Liebe Leserin, lieber Leser,

Am 9. August dieses Jahres veröffentlichte der Weltklimarat IPCC, eine von den Vereinten Nationen berufene Vereinigung tausender Wissenschaftler aus aller Welt, seinen neuen Bericht zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels. Die Wissenschaftler kommen darin zu dem Schluss, dass der Mensch zweifellos hauptverantwortlich für die globale Erwärmung und den Klimawandel ist. Sie gehen davon aus, dass durch den weiteren Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur Wetterextreme wie langanhaltende Hitzeperioden und überdimensionale Starkregenereignisse künftig sehr wahrscheinlich noch häufiger und intensiver werden.

Angesichts der Umweltkatastrophen der vergangenen Wochen – Fluten und Brände geradezu biblischen Ausmaßes – stellt sich die Frage: Das also war erst der Anfang – wieviel schlimmer kann es denn noch werden?

Laut Weltklimabericht hat sich die Erde aktuell bereits um durchschnittlich 1,1 °C erwärmt. Geht die derzeitige Entwicklung einfach so weiter, wird das Pariser Klimaziel, höchstens 1,5 °C Erderwärmung, bereits um das Jahr 2030 erreicht. Viel schneller also, als prognostiziert wurde, mit Auswirkungen, die deutlich drastischer ausfallen dürften, als die eben erlebten. Also kein Thema , das sich noch schlanken Fußes auf zukünftige Generationen abwälzen ließe.

Was ist zu tun? Außer einer radikalen CO2-Reduktion, die jetzt unabdingbar ist, um die Apokalypse doch noch abzuwenden, gilt es vorderhand, mit dem bereits angerichteten Schaden umzugehen. Das heißt, wir alle müssen lernen, mit großer Hitze und Trockenheit, mit orkanartigen Stürmen und mit plötzlich auftretenden großen Wassermengen umzugehen. Dazu ist es notwendig, Städte und Gemeinden so umzubauen und anzupassen, dass auch extreme Wettersituationen nicht zwangsläufig zur Katastrophe führen. Ein wesentlicher Faktor dabei ist ein intelligenter Umgang mit der Ressource Wasser. Blau-grüne Infrastrukturen, die helfen, Wasser zu speichern, zu versickern und zu verdunsten statt es abzutransportieren, sorgen für besseres und gesünderes Klima in dicht bebauten Gebieten und beugen Schäden durch Überflutungen vor. Ein integriertes Wasserressourcen-Management ist notwendig, um für die Versorgung mit Trinkwasser und mit Wasser für die verschiedenen sonstigen Abnehmer auch in Trockenzeiten sorgen zu können. Die Strategie dafür gibt es längst, die Technologien ebenfalls.

In der vorliegenden Ausgabe 3|2021 lesen Sie, wie wassersensible Stadtplanung aussehen kann und mit welchen Maßnahmen sich Städte und Gemeinden bereits heute gegen die großen Herausforderungen wappnen.

Ihre
Christine Ziegler
Redaktionsleitung „Transforming Cities“