Editorial

Leben und arbeiten in der Stadt

Leben und arbeiten in der Stadt

Liebe Leserin, lieber Leser,

Globalisierung, Automatisierung und Digitalisierung sind letzterdings vielbemühte Begriffe. Sicher zurecht – gelten diese Trends doch als Ursache und Motor eines gravierenden Wandels, der unsere Art zu leben und zu arbeiten grundlegend verändern wird.

Wir leben ja längst in einer Phase des Umbruchs: Arbeitswelten, wie wir sie aus vergangenen Jahrzehnten kennen – immer am selben Platz, mit festen Arbeitszeiten und strengen Hierarchien – passen nicht mehr zu den Entwicklungen in Produktion und Dienstleistung, aber auch nicht mehr zu unseren Vorstellungen von individueller Freiheit. Künstliche Intelligenz, autonome Fahrzeuge und Industrie 4.0 könnten künftig Routineaufgaben übernehmen, um den kreativen Teil kümmern sich dann flexible und hochqualifizierte, gut vernetzte Digitalarbeiter.

Andere Prioritäten werden auch „nach Feierabend“ gesetzt: Im Vergleich zum eher bescheidenen Freizeitverhalten früherer Generationen rücken Konsum, Medien und
Mobilität zunehmend in den Mittelpunkt. Also der Aufbruch in eine schöne neue Welt?

Umbrüche sorgen immer auch für Verwerfungen. Sie treffen auf gewachsene Strukturen und angestammte Besitzstände, bringen Gewinner und Verlierer hervor. Welche Begleiterscheinungen der Wandel auf Leben und Arbeit in Städten, ja ganzen Regionen hat, zeigt der Übergang von der Industriegesellschaft zur sogenannten Wissensgesellschaft. Klassische industrielle Produktionsstätten in Stadtlage stehen längst leer, sind umgewidmet oder bereits abgerissen, die Flächen neu bebaut.

Etliche Industrie-Jobs sind bereits weggefallen oder werden schon bald überflüssig sein. Dagegen wächst die Zahl der Büroarbeitsplätze in Deutschland – insbesondere in
den boomenden Städten. Viele gut qualifizierte Menschen zieht es in die Zentren, was zudem die Nachfrage nach Wohnraum, aber auch nach Mobilität in die Höhe treibt.
In dieser veränderten Situation gilt es, die Interessen auszugleichen, angemessenes Wohnen und Arbeiten für alle zu ermöglichen, Grundstücke und Immobilien nicht allein
den Kräften des Marktes zu überlassen. Für eine nachhaltige Stadtentwicklung brauchen Städte und Gemeinden Strategien. Einige kluge Anregungen und wegweisende
Projekte finden Sie in der Ausgabe Transforming Cities 1|2019.

Ihre
Christine Ziegler
Redaktionsleitung „Transforming Cities“